13.11.2003 -
Ich habe nach 5 Tagen nun endlich die ersten Fotos gemacht. Die Sprachschule schlaucht mich ganz schön. Man soll kein Wort deutsch reden, obwohl rund 70% deutschsprachig sind. Der Chef läuft mit nem Klingelbeutel rum und wer erwischt wird, muss ne Spende geben. Davon werden dann die Ausflüge bezahlt :) Am schlimmsten sind die Grammatik Stunden für mich.
Ich versteh meistens nur Bahnhof. Einige Basics bleiben hängen, aber das meiste versteh ich nicht. Ich habe Probleme mit den Zeitformen. Im deutschen weiss ich einfach, welche Zeitform ich benutzen muss, ohne die Regeln zu kennen.
Im englischen fehlen mir diese Regeln. Ich hoffe die zweite Woche bringt da Erleuchtung. Da auch viele Vokabeln fehlen, versteh ich teilweise auch die Fragen erst nach langem nachschlagen und überlegen. Und da ist der Teacher schon ganz woanderst im Stoff. Am meisten Spass macht die Conversation Hour am Nachmittag. Dort wird ein Thema vorgegeben, man bastelt sich einen Text zurecht und diskutiert den dann mit den 7 anderen Studenten. Dazu kann auch das Wörterbuch benutzt werden. Ich glaub, dabei hab ich am meisten englisch gelernt :) Die Teacher und Mitarbeiter der Schule sind alle sehr nett und hilfsbereit. Und wenn man Fragen hat, gehen sie geduldig drauf ein.
Die letzten Tage waren wir abends meist unterwegs. Sonntag im Ocean Basket, einer Restaurantkette in der es fast alles an Fisch gibt, was das Meer am Kap so hergibt. Montag essen im Mama Afrika, einem "typisch" afrikanischen Restaurant mit afrikanischer Musik und diversen afrikanischen Speisen. Habe Springbock probiert, aber der war, trotz das ich ihn Medium bestellt hatte, bissl zu sehr durch gewesen.
Danach gings noch auf einige Drinks ins Bronx, einem Gayclub wie wir dann herausfanden. War aber ne lockere Atmosphere und wir nicht die einzigen Heteros. Dort gabs dann Karaoke mit einigen sehr talentierten Sängern. Dagegen kann Popduell im dt. Fernsehen Zu machen. Ist auch niedlich, wenn ein Kerl seinem Partner ein Ständchen singt. Am Di. gabs daheim bei meinen Gastgebern selbst gebratenen Fisch mit Salat und leckeren Martinis vom Nachbarn.
Mittwoch gings nochmal ins Ocean Basket mit einem der Students. Ich bin von der Schule in die Innenstadt gelaufen und kam dort etwas nach 17 Uhr an. Die City war ziemlich verlassen, da alle kleineren Läden inzw. geschlossen hatten und ansonsten nur noch ein paar Kneipen und Supermärkte offen hatten. Das Nachtleben in Downtown geht erst gegen 21 Uhr richtig los. Dann aber auch nur in bestimmten Strassen, z.B. der Longstreet. Im Ocean Basket wurden wir herzlich begrüßt, obwohl Marco noch nie und ich erst einmal dort waren. Was auch hier wieder auffiel: es gab scheinbar mehr Kellner als Tische. Zu uns kam dann eine sehr nette junge Dame, die uns 10 Minuten lang die Speisekarte erklärt hat und sogar den Fisch in Rohform an den Tisch brachte und erklärte, wie er verarbeitet wird.
Ich entschied mich für einen Kingclip, einen Fisch, den es angeblich nur hier in Kapstadt gibt und Marco für eine gemischte Seeplatte (Seafood Platter). Anschliessend gabs dann noch 2 Austern für umgerechnet einen Euro. Ganz lecker, aber viel mehr würde ich dafür auch nicht zahlen wollen. Danach noch einen Mochito im "Buenavista Social Club" auf der Main Road.
Am Do. waren wir nach der Schule mit ein paar Studenten auf dem Tafelberg (auch Table Mountain genannt :-)
Aufwärts ging es mit einer Made in Switzerland gebauten Gondel, die sich drehte, so das man auf dem Weg nach oben einen Rundumblick hatte. Oben angekommen suchten wir uns erstmal einen relativ ruhigen Platz, an dem wir unser Picknick mit den mitgebrachten Weinen, Broten, Käse usw. geniessen konnten. Inzwischen kamen immer mehr Touris und es wurde recht voll. Es gibt auf dem Tafelberg Wege, die man nicht verlassen darf, da Naturschutzgebiet, mit vielen Aussichtspunkten an der Felskante. Man kann also in alle Richtungen schauen.
Wir mussten uns gegen ein paar kleine Murmeltierartige possierliche Tierchen, (Klippschliefer genannt) verteidigen, die teilweise rotzfrech auf unsere Vorräte losgingen. Nachdem sie einiges an Brot von uns bekommen hatten, gaben sie endlich Ruhe. Ich machte eine kleine Runde auf dem Rundweg. Überall stolperte man über japanische Touristen. Dann gegen halb acht begann die Sonne unterzugehen und viele Touris standen schon mit der Kamera im Anschlag bereit, das Schauspiel zu knipsen. Es ging relativ schnell, schneller als wir Mitteleuropäer es gewohnt sind, durch die Nähe zum Äquator (Frankfurt 50.Breitengrad, Kapstadt 34.Breitengrad). Als die Sonne schliesslich im Meer verschwand, klatschten die umherstehenden Asiaten und riefen Oh und Ah. Ein Touri neben uns schüttelte nur den Kopf :-) Aber das Farbenspiel am Horizont war wirklich sehr beeindruckend.
Nachdem die Sonne weg war, kam ein kräftiger, aber warmer Wind auf. Wir packten langsam zusammen und auf dem Weg zur letzten Seilbahn nach unten wurde es dann dunkel genug um die 1000 Lichter von Kapstadt zu sehen, die sich bis fast zum Horizont erstreckten. Dieser Anblick war auch recht eindrucksvoll. Schade, das um 20 Uhr die letzte Bahn nach unten fuhr, sonst wäre ich wohl noch einige Zeit länger geblieben. Auf der Rücktour hatten wir einen witzigen Taxi Driver, der uns nur bis Seapoint fuhr, weil unser Geld nicht mehr reichte. Nachdem wir ausgestiegen waren, lud er uns ein, kostenlos mit ihm weiter zu fahren. Ich schenkte ihm dafür, das er so nett war, eine von den übrig gebliebenen, noch verschlossenen, Orangensaft Packungen, welche er lachend annahm.
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