Im Frühjahr 1999 machte ich meinen ersten Tandemflug mit einem Gleitschirm vom
Krippenstein am Hallstätter See in Österreich. Ich kam mehr durch Zufall zu dem
Flug, da jemand kurzfristig abgesagt hatte. Ich war also nicht gerade darauf
vorbereitet. Am selben Tag habe ich mir noch ein paar Wanderschuhe gekauft. Was
ein Glück, denn oben auf dem Berg lagen fast 50cm Schnee.
Der Fluglehrer erklärte mir erstmal, was ich zu tun hätte. Ich solle nicht
erschrecken, wenn es einen Ruck gibt, wenn der Schirm sich über uns stellt und
mit das wichtigste beim starten sei für mich das laufen. Auch wenn wir schon
etwas abgehoben haben, heisst es weiterlaufen, da es passieren kann, das wir
wieder Bodenkontakt bekommen. Und wenn man darauf nicht vorbereitet ist, kann
es schnell zum Sturz kommen. Noch eine kleine Einweisung, wie ich mich bei der
Landung zu verhalten habe und dann gings auch schon fast los. Er breitete den
riesigen Tandem-Schirm aus, sortierte die Leinen und wir klinkten uns ein. Nun
hiess es warten auf den richtigen Wind, damit wir nicht zuviel laufen müssen.
Dann ging alles recht schnell. Wir beugten uns nach vorne und machten einige Schritte, dann hörte ich es hinter mir rascheln und plötzlich ein Ruck nach hinten: der Schirm hatte Profil aufgebaut und stellte sich nun über uns. Mein Flugbegleiter kontrollierte den Schirm und gab dann das Kommando LAUFEN. Wir liefen los und der Schirm hob uns ein Stück ab, aber es reicht noch nicht ganz.
Wir bekamen also nochmal den angedrohten kurzen Bodenkontakt. Dann kamen wir aber hervorragend weg vom Berg. Nachdem ich mich in den Sitz gehievt hatte, 'sortierte' sich mein Fluglehrer hinter mich. Unter mir tat sich dann das Tal auf. Zu Anfang war es ein recht mulmiges Gefühl, nur durch ein paar Leinen und etwas Stoff in der Luft gehalten zu werden. Ich sah mich eigentlich schon in den Bäumen am Boden. Nach einiger Zeit aber verdrängte ich erfolgreich die Angst (zumindest für den Augenblick). Am Variometer hörte ich, wie wir Höhe gewannen oder verloren. Wir schwebten durch das Tal und stiegen am gegenüber liegenden Berghang wieder auf. Da der Aufwind aber nicht stark genug war, versuchte mein 'Flugbegleiter' durch soaren im Hangaufwind, d.h. durch Achten fliegen am Hang, wieder Höhe zu gewinnen, was auch ganz gut klappte.
Ich wollte ein paar Fotos schiessen, aber irgendwie konnte ich die Hände nicht von den Gurten lassen. Da war sie wieder, die lähmende Angst. Aber es war ein wundervoller Anblick. Im Tal fuhr gerade ein Zug in den Bahnhof ein. Als wenn man auf eine Modelleisenbahn schaut :) Es wurde langsam unruhig und mein Pilot meinte, wir sollten besser runter gehen, da es sonst sehr turbulent werden könnte. Für's erste mal reichts, meinte ich und wir setzten zur Landung an.
Diese verlief etwas unglücklich und wir fielen fast hin, da ich mich falsch verhielt. Ich hätte schon in der Luft, ca. einen Meter über dem Boden mich in eine Laufposition bringen müssen. Ich wartete aber, bis ich ersten Bodenkontakt hatte und kam dabei ins stolpern. So kam es, das ich etwas aus dem Tritt geriet und fast auf die Nase gefallen wären.
Ich war von dem Flug begeistert. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich das nochmal machen würde. Daher beschloss ich, "probeweise" erstmal den Grundkurs mitzumachen (da das ganze nicht ganz billig ist, eigentlich schon eher eine Entscheidung :)
Durch Freunde bekam ich die Empfehlung für die Flugschule im Tannheimer Tal. Im Sommer '99 gings schliesslich los. Nach vier Stunden Autofahrt von Frankfurt aus, kamen wir im Tannheimer Tal an. Per Telefon reservierten wir von unterwegs ein Zimmer, was im Tannheimer Tal im Sommer relativ problemlos ist, da das Tal nicht so von Touris überlaufen ist. Am Montag morgen hiess es dann für mich um 9 Uhr antreten. Wir trafen uns im Hotel Schwarzer Adler, in dem die Flugschule Ihre Schulungsräume hat. Wir wollten uns als erstes ein Video anschauen, aber die Technik versagt.
Da das Wetter gut war, beschloss Marcus, der stellvertretende Fluglehrer, auf den Übungshang zu fahren. Das man festes, hohes Schuhwerk braucht, sprich knöchelhohe Schuhe, wurde mir ja vorher schon gesagt :) Aber das man auf den Übungshang auch eine Kleinigkeit zu essen und vor allem zu trinken mitnehmen muss, merkte ich erst, als wir bei gefühlten 35Grad in der prallen Sonne, mit trockener Kehle, den Schirm auf dem Rücken, den Hang hinauf keuchten. Marcus zeigte uns, wie der Schirm ausgelegt werden muss, was an Startchecks durchzuführen ist und wie man startet. Dann hob er kurz ab und segelte etwa 20 Meter nach unten. Nun hiess es für uns, ran an den Schirm.
Erstmal ein Plätzchen gesucht und den Schirm ausgepackt. Als man dann die Spaghettis, sprich Fangleinen in den Händen hielt, fing das Chaos an. Welche Leine war das nochmal, die man als erstes prüft ? Zum Glück war Marcus ein geduldiger Fluglehrer und erklärte einem auch alles ein drittes und viertes mal. Er gab ein paar Tipps und Tricks, wie man es am besten macht und dann kam die "Starterlaubnis".