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Der Schirm über mir führt hektische Manöver aus und ich hoffe nur, er klappt jetzt nicht ein oder so. Durch die Rotoren und Abwinde, in die ich jetzt hinter der Bergkuppe gerate, wird der Schirm durchgeschüttelt, das mir schon etwas bange wird. Ich vertraue auf meine einser Kategorie und das es ein gutmütiger A-Schirm ist. Dann überlege ich kurz, am Oststartplatz topzulanden. Als ich aber in die Richtung drehe, merke ich, das der Schirm noch wilder herumschwenkt.
Also ab zwischen den Bergraten in Richtung Tal. Die Bäume kommen bedrohlich nah, ich sehe mich schon meinen Schirm aus dem Geäst holen. Aber ich habe wohl viel Schwein (und meinem Schutzengel stand wohl wieder der Schweiss auf der Stirn) ich komme bis ins Tal. Allerdings mit Sinkraten kaum unter 3m/s. Der Berg hat hier noch eine Höhe von ca. 1600m, das heisst, ich schwebe mit 180m pro Minute hinab. In knapp 10 Minuten würde ich also unten auf der Strasse einschlagen, wenn nicht noch was passiert :-)
Ich komme aber recht gut weg vom Berg und .... stehe im Talwind. Will heissen es geht nur konstant runter aber keinen Meter vorwärts. Und solange ich über der Strasse und den Stromleitungen stehe habe ich doch etwas Angst, das ich irgendwo dazwischen runterkomme. Ich drehe dann in den Wind und lasse mich seitlich versetzen Richung Tal. Mein Unterkunft ist ganz in der Nähe, also beschliesse ich, in dessen Nähe zu landen, dann muss ich wenigstens den Schirm nicht bis zum Landeplatz schleppen. Unter mir sind grossflächig Wiesen, die um diese Jahreszeit alle gemäht sind, also habe ich kein Problem, irgendwo runterzukommen.
Ich lande dann ca. 50m hinter einer Baumreihe. Ist aber bei diesem starken Wind scheinbar immer noch zu dicht, da ich höre und merke, wie der Schirm über mir raschelt. Habe wohl einen kleinen Rotor auf den Deckel bekommen. Ich sacke kurz durch, aber der Schirm fängt sich sofort. Solche Aktionen kurz über Grund können allerdings sehr gefährlich werden, da sie praktisch nicht kontrollierbar sind.
Damit der Schirm Fahrt aufnehmen kann, muss er Höhe abbauen (und holt sie sich über sinken nach vorne). Doch kurz über Grund endet sowas schnell im Aufschlag auf dem Boden. Und wenn man aus 5-10m abstürzt und vieleicht noch unglücklich fällt, dann bleiben meist mehr als Schrammen. Man muss sich also schon sehr genau aussuchen, wo man landet. In meinem Fall wäre es wohl besser gewesen, weiter weg von den hohen Bäumen irgendwo auf freier Fläche zu landen.
Ein paar Radler beobachten, wie ich langsam aufsetze. Der Schirm steht noch eine Weile über mir, bis ich ihn dann sanft runterziehe. Da er sich dabei etwas verstrubbelt hat, versuche ich, faul wie ich bin, ihn noch mal etwas hochzuziehen, um ihn richtig abzulegen. Allerdings zerrt der starke Wind so am Schirm, das ich die Bremsleine verliere und erstmal dem Schirm über die Wiese nachlaufen muss, wenn ich nicht hinfallen will. Dann bekomme ich ihn runter. Die Radler hatten ihr "Spektakel" und ich die Arbeit :)
Über mir sehe ich einige andere Paraglider in der Luft stehen. Sie rühren sich kein Meter und werden wohl auch alle aussenlanden, wenn sie nicht per Speedsystem etwas vorwärts kommen. Das Speedsystem ist wie eine Strickleiter mit zwei Sprossen unter dem Sitz. Tritt man mit den Füssen hinein, dann wird das Profil gleichmässig an allen Leinen vorn etwas nach unten gezogen und somit die Kappe steiler in den Wind gestellt. Wer beim Autofahren die Wind mal aus dem offenen Fenster gehalten hat, weiss vieleicht, wie das funktioniert. Die Geschwindigkeit holt sich der Schirm dann natürlich auf Kosten von starkem sinken. Man sinkt schneller, aber man kommt in diesem Fall bei starkem Gegenwind vorwärts. Das kann hilfreich sein, um z.B. wie in meinem Fall noch etwas mehr Strecke machen zu können.
Im Hotel angekommen, bringe ich den Schirm aufs Zimmer, dusche und gehe dann Richtung Landeplatz.
.... Restliche Aufzeichnungen sind leider verschwunden :-/