Oben angekommen, wurde erstmal ausdiskutiert, wer den Dummy macht. Naja, als Anfänger, was bleibt einem übrig. Also Schirm ausgelegt, Leinen eingeklinkt ... und da fing das Drama an. Seit einem Jahr keinen Flug mehr gemacht und glatt vergessen, wie rum man nun die Leinen einklinkt. Ich habe immer das Problem, das die Bremsleinen über den A-Gurten liegen. Aber wozu sind wir zu dritt auf dem Berg. Etwas Hilfe und ich stehe abreise ... äh ... abflugfertig da. Nun noch der richtige Wind und es geht los. Ich zerre also wie blöd am Schirm ... aber das gute Stück mag nicht so wie ich wohl will. Ein paar Aufziehübungen im Flachland wären die bessere Alternative gewesen, als gleich auf einen Berg zu klettern. Erstmal den Schirm kennenlernen. Irgendwie war ich doch noch recht unerfahren :)
Naja, auf alle Fälle begrub der Schirm mich erstmal. Also das ganze neu ausgelegt, Startcheck gemacht, auf Wind gewartet ... zweiter Fehlstart. Langsam kam Frust auf und der Verdacht, der Schirm ist Schuld. In der Flugschule kam der
Perche Saga so schön einfach über mich. Mein Schirm kam auch über mich, allerdings auf Tuchfühlung.
Also neu auslegen und nochmal. Inzwischen klatschnass und alleine auf dem Berg (meine beiden Begleiter waren inzwischen mit Ihrer Thermik beschäftigt), legte ich den Schirm erneut aus und bat einige Neuankömmlinge, doch etwas zu schauen, falls der Schirm falsch hochkommen sollte. Als ich den Schirm dann ein drittes Mal aufzog, hört ich hinter mir nur:"laufen, laufen, laufen". Ich ziehe wie ein Wilder und der Schirm kommt gut hoch. Ich lasse die A-Gurte los, bremse kurz an, damit er nicht vorschiesst und dann trägt der Schirm mich erst über die Strasse und dann gings ins Tal. Für einen Kontrollblick war irgendwie keine Zeit (hoffentlich liest das hier mein Fluglehrer nicht :)
Wie gesagt, es war jetzt im nachhinein absolut verkehrt, gleich mit einem neuen Schirm auf den Berg zu gehen. Nachdem ich vor kurzem 2 1/2 Std. auf einer Wiese geübt habe, den Schirm bei recht windigen Verhältnissen aufzuziehen, weiss ich nun, was ich falsch gemacht habe. Ich hab wie ein wilder an den A-Gurten gezerrt und zu wenig mit dem Körpergewicht gearbeitet. Also ich hatte kein Gefühl für den Schirm, wusste nicht, wie schnell oder langsam er sich aufbaut usw. Ich kann jedem Anfänger nur empfehlen, vor dem ersten Flug sich erstmal auf der Wiese mit dem Schirm vertraut zu machen. Nicht nur ein paarmal versuchen, aufzuziehen und dann einpacken, sondern eine Weile rumspielen und z.B. mal rückwärts aufziehen üben,
was leichter ist, als ich bisher immer dachte. Ich hab neulich auf der Wiese meinen Schirm bei recht schwachem Wind rückwärts aufgezogen. Er blieb zwar nicht lange oben (bin einfach zu lauffaul :) aber ich weiss nun, wie stark ich nachhelfen muss, um ihn in die Luft zu bekommen.
Die A-Gurte sind nur zur Unterstützung in der Hand zu halten und nicht, um die Hauptarbeit beim Schirm aufziehen zu machen. Mit den A-Gurten hebt man die Eintrittskante an, damit sich das Profil aufbauen kann. Nachdem ich dann also in der Luft war, erstmal ein Blick in den Schirm. Alles okay. Ich gleite erstmal vom Oststartplatz weg in Richtung gegenüberliegendem Hang. Einige Male merke ich, wie eine kleine Thermik mich in Stück nach oben zieht. Ich traue mich allerdings noch nicht, drauf zu reagieren. Ich will erstmal sicher meinen ersten Flug hinter mich bringen. Also heisst es erstmal orientieren, wo ist der Landeplatz und wo sind Aussenlandeflächen.
Für alle, die wo noch nicht wissen:) wenn man den offiziellen Landeplatz nicht erreicht,
aus was für Gründen auch immer, man also irgendwo in der Pampas landet, dann spricht
man von einer Aussenlandung. In den Flugschulen wird grosser Wert darauf gelegt,
möglichst keine Aussenlandungen zu machen, da man das Gelände meist nicht kennt,
nicht weiss, ob man nicht in einem Sumpf versumpft oder ähnliches. Es kann auch sein,
das man die Windverhältnisse falsch einschätzt, da vieleicht keinerlei Anhaltspunkte
wie z.B. ein Windsack vorhanden ist. Es könnte also schnell mal zur Bruchlandung kommen.
Allerdings bin ich der Meinung, man sollte in den Flugschulen auch Aussenlandungen
trainieren, damit man nicht immer denkt, man muss unter allen Umständen zum Landeplatz
kommen. Das kann schnell mal ins Auge gehen, da man evt. zuviel riskiert, nur um ja am
Landeplatz anzukommen. Dabei hätte man schön gemütlich auf einer Wiese in der Gegend
mit mehr Sicherheit landen können. Aber das sind alles so Punkte, über die man sich
erst bewusst wird, wenn man damit konfrontiert wird. Man sollte sich aber damit vorher
schon beschäftigen, denn manchmal braucht es dann doch schnelle Entscheidungen.
Es geht also erstmal recht gut in der Luft. Ohne Vario bemerke ich aber recht spät,
das ich die ganze Zeit schön am sinken bin. Bei einem Blick auf den Berg stelle ich
das dann fest. So ein Variometer ist schon nicht schlecht.
Ich fliege also direkt zum Landeplatz, ohne grosse Experimente (für die mir zu
diesem Zeitpunkt sowieso die Erfahrungen fehlen). Am Landeplatz dann einen
Queranflug gemacht und geschaut, wo der Windsack hängt, dann eine Kurve, die
Bremsen leicht angezogen und ca. einem Meter vor dem Boden dann schliesslich
die Bremsen voll durchgezogen.
Damit provoziert man einen Strömungsabriss, da
das Segel "aus dem Wind" genommen wird, genauer gesagt, werden die
Eintrittsöffnungen immer mehr aus dem Wind genommen. So etwas sollte man nur
in unmittelbarer Bodennähe machen, denn wenn man zu weit über dem Boden voll
durchzieht stürzt man unweigerlich ab.
Neulich grad erlebt am Neunerköpfle: in
ca. 2 Metern über dem Boden hat ein Flieger voll durchgebremst, der Schirm geht
nach hinten und der Pilot knallte voll mit dem Rücken auf den Boden. Ohne
Rückenprotector wäre es wohl nicht nur bei einem Schock und ein paar Prellungen
geblieben.
Ich bekomme sanften Bodenkontakt, laufe noch ein paar Schritte und der Schirm sackt
hinter mir zusammmen. Wow, ich bin absolut Happy. Mein erster Flug mit dem neuen Schirm war zwar kurz, aber wunderbar. Nachdem ich am Landeplatz den Schirm zusammengepackt
habe, so ca. 30 Minuten später, kommen dann auch meine zwei Mitflieger endlich vom
Thermiktrip zurück. Tja, da muss ich wohl noch ne Weile üben, bis das so klappt.
Inzwischen habe ich mich mit einem Münchner am Landeplatz unterhalten. Er fragt mich,
ob ich schon länger fliege, da meine Landung ziemlich gut war. Naja, kann ich ja
schonmal ein wenig stolz auf mich sein. Er ist auch noch ein relativer Anfänger, hat
erst rund 20 Flüge. Da er alleine ist, schliesst er sich uns an, zum abendlichen
Pizzaessen in der örtlichen Pizzeria. Die Pizza dort ist wirklich das beste, was ich
seit langem an Pizza gegessen habe. Italien eben :)
Spät abends dann, nach heftigen Diskussionen :) einigen Shoppen Wein und ein paar
Bieren gehts ins Tillys und mein Alptraum beginnt. Ich kann fast die halbe Nacht
nicht schlafen, da immer irgendwas rumlärmt. Am Morgen stelle ich fest, ich bin doch
irgendwann eingeschlafen, da ich durch Lärm auf dem Flur aufgewacht bin :)
Die Türenknallerei geht los. Ich wälze mich noch etwas im Bett rum, dann schmeisse
ich die anderen raus. Warum solls den besser als mir gehen :)
Nach einem kleinen Frühstück (ein Chiabatta Brötchen, einem Stück Butter, einem
Cappuchino und einer Flasche Gatorate (kostet die in Dt. auch 6 DM ?)) gehts dann
wieder zum Landplatz. Wir treffen uns mit den Bekannten aus Wiesbaden und Mainz,
schwätzen ein Weilchen und dann gehts auch schon wieder los. Da es mittlerweile
Mittag ist und die Luft zu turbulent ist, beschliessen wir, zum Fabrikverkauf von
Think Pink zu fahren. Nach einiger Sucherei, die Wegweiser scheinen die Touris
irgendwie ein bischen Kreuz und Quer durch die Gegend zu schicken, kommen wir dann
endlich an. Ich sacke ein paar T-Shirts (30DM) und einen Vliespulli (80DM) ein.
Am Nachmittag wieder in Semonzo zurück wollen wir Richtung Nordstartplatz und
dann noch ein wenig weiter hoch. Dort solls eine schöne Wiese für mich geben :)
Sprich lang und wenig Gefälle. Ideal, um in Ruhe aufziehen zu können.
Nach 30 Minuten Serpentinen kommen wir an. Wir müssen dann noch ca. 15 Minuten mit
den Schirmen auf dem Rücken laufen. Vor uns sind schon fünf Leute da. Sie
bereiten sich so langsam vor. Jemand stellt fest, das man mit einem Ohrstöpsel vom
Workman an die Funke gehalten schöne Musik auf die Funkkanäle legen kann. Das wäre
doch das richtige zum fliegen, z.B. im Walzertakt pendeln oder so :))) Bei Techno
dürfte es dann etwas hart werden :) Aber vieleicht sollte ich mal eine meiner
Chill Out CD's mitnehmen.
Nachdem ich zwei Fehlstarts hingelegt habe, stelle ich fest, das mein Schirm ein
kleines Loch hat. Ist ein nicht mal Pfennig grosser Winkel. Die Schirme heutzutage
haben alle Rip-Stop-Gewebe, d.h. solange der Riss klein ist, so wie bei mir, reisst
das Gewebe im Normalfall nicht weiter auf, da die quer eingewebten Fäden dies
verhindern. Das funktioniert wie gesagt nur bei kleinen Rissen. Bei grösseren Rissen
oder sehr starker Belastung des Gewebes kann es dann aber passieren, das die ganze
Bahn aufreisst. Nachdem der dritte Startversuch auch schief ging, denke ich mir, das
muss vieleicht so und packe ein und fahre mit dem Auto wieder den Berg runter. Erstmal
unten kleben das ganze. Man weiss ja nie, wie sich das entwickelt. Besser man riskiert
da nichts. Keiner von uns hat Flickzeug mit, nur eine nette junge Frau am Landeplatz
hilft mir mit einem Flicken aus. Als nächstes also erstmal einen erste Hilfe Koffer
für den Schirm besorgen.
Mittlerweile ist ein Herr von der Stadt mit einem Mercedes Transporter gekommen und
bietet an, uns nach ganz oben auf den Nordhang zu fahren, für 6 DM. Das ist natürlich
prima, da man nicht nochmal hoch muss, um die Autos zu holen. Wir fahren mit. Wir
rechnen mit einer Stunde Fahrzeit, aber der Herr jagt den Wagen dann doch in knapp
40 Minuten hinauf. Oben fahren uns ein paar ältere Herrschaften hinterher und wollen
filmen, wie wir "abspringen". Sie haben die Paraglider immer über dem Ort gesehen und
wollen nun mal schauen, wie das oben anfängt.
weiter ...